Das Defensionale von Wil
1647: Grundsteinlegung der "bewaffneten Neutralität" der Schweiz

Die Frage der „Neutralität“ und damit auch der „bewaffneten Neutralität“ der Schweiz ist momentan wieder sehr aktuell. Eine wichtige Rolle in der Entwicklung dieser gesamteidgenössischen Werte spielte das „Defensionale von Wil“, das die eidgenössische Tagsatzung im Dreissigjährigen Krieg Anfang Januar 1647 in Wil verabschiedete. Tagungsort war der Hof zu Wil, die stattliche Nebenresidenz des Fürstabts von St. Gallen. Sie verfügte über genügend grosse Räume, darunter die prächtig getäferte „Opser-Stube“, die heute teilweise im Historischen Museum St. Gallen eingebaut ist.
Unmittelbarer Anlass war die akute Bedrohung des Thurgaus und Rheintals (beides Gemeine Herrschaften der Eidgenossen) sowie des stift-st. gallischen Klosterstaats (Zugewandter Ort der Eidgenossen) durch schwedische Truppen, die am 4. Jan. 1647 Bregenz eingenommen hatten, die mächtige Burg Hohenbregenz (heute Gebhardsberg) gesprengt und Lindau bombardiert hatten. Auf dem Bodensee tobte ein Seekrieg zwischen schwedischen und kaiserlichen Schiffen in nächster Nähe von Rorschach. Obwohl der Dreissigjährige Krieg (1618-1648) auch eine konfessionelle Komponente hatte, widerstanden in diesem Moment die konfessionell gespaltenen eidgenössischen Stände („Orte“) der Versuchung zur Parteilichkeit. Sie ordneten ihre eigenen sozialen und konfessionellen Gegensätze dem grösseren gemeinsamen Ziel unter, nämlich der Neutralität in diesem Krieg der europäischen Grossmächte und der Erhaltung und bewaffneten Verteidigung der gesamten Eidgenossenschaft und ihrer Zugewandten Orte. Die Tagsatzungsherren erarbeiteten in Wil in Windeseile eine neue, gemeinsame Wehrorganisation, die der die Aufrechterhaltung der Neutralität verpflichtet war. Der umgehend aufgestellte Grenzschutz wurde einem gemeinsamen Kriegsrat anvertraut, in dem beide Konfessionen gleichmässig berücksichtigt wurden. Das Defensionale gilt denn auch als wichtiger erster Schritt zur Entwicklung der (defensiv ausgerichteten) Schweizer Armee.
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